Meine Wikinger

Samstag, 18. November 2017

Wiking-Modelle und ihr Gegenwert in Geld

Wiking-Modelle und Geld sind zwei Dinge, die sich kaum trennen lassen. Schließlich werden sie üblicherweise gekauft und verkauft und manch einer mag seine Sammlung auch als Wertanlage sehen, da er die Katalogpreise zusammengerechnet hat. Auch früher war schon eine wichtige Frage "Wieviel Wiking bekomme ich für mein Taschengeld?". Schließlich war die Wunschliste immer länger als es das Budget zuließ und jedes Jahr kam eine neue Bildpreisliste und erweiterte die Wunschliste.
In diesem Beitrag stelle ich ein paar Modelle dem Geld gegenüber, dass man für sie auf den Tisch legen musste. Ich habe versucht möglichst zeitgenössische Münzen zu nutzen, oder zumindest welche der gleichen Generation, manchmal musste ich allerdings auf neuere zurückgreifen.

Den Anfang macht ein Verkehrsmodell-Prospekt von 1938. Der Verkehrspolizist und der Motorradfahrer sind mit 15 Reichspfennig recht günstig, mit Beiwagen sind es gleich 10 Reichspfennig mehr. Die Volksgenossen kosten fast soviel wie die drei anderen zusammen, ein recht hoher Preis, für den man auch einzelne größere Fahrzeuge bekommen hätte.
Bei den Münzen handelt es sich um Reichspfennige bzw. ihnen gleichwertige Rentenpfennige, aus der Weimarer Republik, die im Dritten Reich ebenso gültig waren, wie die ab 1936 neu gestalteten Reichspfennige mit dem Reichsadler, von denen hier zwei zu sehen sind (mit der großen Zahl).

Gehen wir neun Jahre weiter, gilt noch immer die gleiche Währung, allerdings hatte sich das Material der Münzen geändert. Kriegsbedingt wurden sie nun aus Zink gefertigt, hier die grauen Münzen zu 5 und 10 Reichspfennig. Die Modelle im Vordergrund stehen auf einer Lohnliste von 1947, die zeigt, wie viel Heimarbeiter für das Feilen und Malen an diesen Modellen bekamen. Das Feilen des LKW und des Anhängers bringen je 5 Reichspfennig, beim Sportwagen sind es 3 Reichspfennig. Für 10 Reichspfennig muss der Jeep sowohl gefeilt als auch bemalt werden (ja, der Jeep ist zu neu...).
Für das Feilen und teilweise Bemalen dieser vier Modelle bekam ein Heimarbeiter also 25 Reichspfennig. Verkauft wurden sie laut der Preisliste von 1948 dann zusammen für die 2 RM, die zwischen ihnen liegen. Die beiden Modelle im Hintergrund gab es erst ab 1948 und kosteten mit 2,20 RM dann sogar mehr als die vier im Vordergrund.
Reich wurde man mit dem Bearbeiten von Wiking-Modellen sicherlich nicht, aber immerhin brachte es ein Einkommen. Vier LKW-Gespanne zu feilen reichte theoretisch für ein Brot, so man denn eines für diesen Preis fand.

Angesichts der wirtschaftlichen Lage in Deutschland, schien ein Export für Wiking lukrativer zu sein. 1948 bot Wiking Schiffe, Verkehrsmodelle und die großen Life-Models für den Export in die USA an. Fünf Modellen sind hier die notwendigen 30 Dollar-Cent gegenüber gestellt. Aus der "T3 Limousine", die den Horch meint, ist hier ein "Normal car" geworden. Was könnte wohl mit der auffallend teuren "Garage" gemeint sein?

Der Vergleich dreier mit 1948 datierter Exportlisten zeigt nicht nur mehrfache Preiskorrekturen, sondern auch weitere interessante Veränderungen. Die "Garage" ist wieder verschwunden und macht 10 Verkehrszeichen Platz. Welche sind das gewesen?
Die Personen sind nun auffällig günstig geworden und bei TG 1 hat sich ein Fehler eingeschlichen, statt "Trailer" steht dort nun "Tractor". Der Radfahrer wird konsequent falsch "Cyklist" (statt Cyclist) geschrieben, vielleicht hat sich Peltzer hier durch die dänische Schreibweise verwirren lassen.
Am interessantesten ist aber, dass unter T3 nun "Normal Car (Ford)" steht. Dies ist nicht nur ein weiterer Hinweis, dass es sich bei der "Limousine (USA-Typ)" tatsächlich um einen 1949er Ford handelt, auch musste der Horch hier seine Katalognummer für den Export an das neue Modell abtreten, während sie ansonsten parallel als T3 und T3a angeboten wurden.

Da die Preise hier sowohl in US-Dollar als auch in britischen Shilling aufgelistet sind, dürfen auch diese hier nicht fehlen. Aus heutiger Sicht verwirrend ist das damals (bis 1971) in England genutzte karolingische Münzsystem (12 Pence = 1 Shilling, 20 Shillings = 1 Pfund), wodurch das Zusammenrechnen der in Shilling und Pence angegebenen Preise etwas mühsam ist. Noch dazu ist die größte der gezeigten Münzen am wenigsten wert, nämlich nur einen Penny. Die spinnen die Briten ;-)
Alle gezeigten Modelle konnten zusammen entweder für 47 Dollar-Cent oder für 2 Shilling und 8 Pence erworben werden. Ich habe mich also natürlich verrechnet, auf dem Foto liegen 6 Pence zuviel...

Einige Jahre später wird auch das Geld wieder etwas vertrauter. Die beiden hier gezeigten Modelle gab es 1965 für 2 DM bzw. 1,80 DM. Durchaus eine Menge Geld, wenn man bedenkt, dass man für 1,80 DM damals auch drei DKW Limousinen oder für 2 DM gleich vier der Formel-Rennwagen bekommen konnte.

Betrachten wir es mal von der anderen Seite, steht eine schwere Entscheidung an. Auf die Frage "Welches Zubehör bekomme ich für 50 Pfennig Taschengeld?" stellte der Verkäufer 1965 z.B. diese Modelle auf den Tisch. Wofür möchte man das Geld nun ausgeben? Fünf Polizisten sind schon schön, oder doch 20 Ladegutteile? Ich glaube ich hätte mich damals für die Polizisten entschieden, aber hätte sehr lange überlegen müssen. Oder wäre ein Formel-Rennwagen doch besser als Zubehör?
(Natürlich hätte das Zubehör teils als Bastelpackung vorgelegen, aber so sah es besser aus ;-))

15 Jahre später waren die Preise dann schon deutlich andere. Wollte man 1980 ein Modell aus dieser Schachtel haben, waren 2,20 DM dafür fällig. Ärgerlich, wenn dann bereits auf dem Heimweg der Stern abbrach, der viel zu filigran geraten war.

Da die Importeure natürlich auch etwas verdienen wollten, waren Wiking-Modelle in den USA gerne mal etwas teurer. Diesen frühen Golf I konnte man bei Con-Cor für $1,79 erwerben. 1948 hätte man für diesen Preis das komplette Traffic Models Programm kaufen können und hätte noch etwas übrig gehabt. Deutliche Preissteigerungen aufgrund der Inflation gab es also auf beiden Seiten des Atlantiks.

Ebenfalls eine bemerkenswerte Inflation gab es in Italien, wo die Preise für ein Wiking-Modell bei Rivarossi bereits Ende der 1950er dreistellig waren. Für die abgebildeten 110 bzw. 135 Lire gab es je einen PKW, für größere Modelle musste jedoch das bis zu 6-fache gezahlt werden.

2 Kommentare:

  1. Hallo Carsten,
    es lohnt sich doch, hin und wieder hier in den Blog zu schauen. Scheinbar hast Du alle Bilder wieder herstellen können und nun geht es hier endlich weiter.
    Eine feine Geschichte die Du hier schreibst.
    Da schau ich doch gerne wieder rein.
    Beste Grüße

    Martin

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    1. Hallo Martin,

      die meisten Bilder sind wieder da, nur bei ein paar älteren Beiträge fehlen sie noch. Ich hoffe in Zukunft komme ich wieder dazu, etwas öfter hier etwas zu schreiben.

      Danke für deine Rückmeldung!

      Gruß,
      Carsten

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