Meine Wikinger

Sonntag, 26. November 2017

Besondere Packungen - BMW Filmdose

Neben den üblichen meist weißen Schachteln gab es ab und zu auch mal besondere Packungen. Besonders, im Sinne von ungewöhnlich, war hier weniger der Inhalt, sondern mehr die Verpackung selber. Als erste solche Packung möchte ich hier die BMW Filmdose (GK: BMW 9) zeigen.

Ausgegeben wurde sie anlässlich eines Filmwettbewerbes, bei dem eine Werbefilm-Idee für den damals, 1994, neuen BMW 3er compact (E36) gesucht wurde. Die Filmdose ist aus Metall und leider anfällig für Fingerabdrücke. Mit dazu gehört der passende Prospekt.

Im Inneren der Filmdose findet sich eine passend geformte Broschüre mit Ringbindung, die Hinweise und Tipps zur Wettbewerbsteilnahme gibt. Die weiteren Inhalte, auf die ich später eingehen werde, sind in einem schwarzen Pappeinleger platziert. Das Ganze macht einen recht edlen und hochwertigen Eindruck.

Mit dabei liegt ein Anschreiben, in dem den Teilnehmern ebenso wie im Vorwort der Broschüre, Mut gemacht wird. Außerdem wird als Preis für den Gewinner eine Reise nach Hollywood angekündigt.

Im Pappeinleger befinden sich ein kleines Filmlexikon, in dem entsprechende Begriffe erklärt werden, ein Bleistift (nicht angespitzt), sowie ein Wiking-Modell des neuen 3er compact inklusive Podest, jedoch ohne Abdeckung.

"Aller Anfang ist das Auto", ein schönes Zitat :-)
Neben einer Abbildung des anfangs gezeigten Prospekts wird dem neuen BMW 3er 318ti compact "eine große Karriere" vorausgesagt. Bezieht man dies auf die Baureihe E36 insgesamt, so würde ich dem zustimmen. Für mich ist dies "der 3er BMW", alle nachfolgenden Generationen sind nur Weiterentwicklungen dieser damals völlig neuen Formsprache. Während der Vorgänger (E30) schlank, flach und elegant wirkt (und damit meiner Meinung nach schöner ist), sind die BMW ab dem E36 gedrungener und kompakter, Motorhaube und Heck sind deutlich höher.

Am Ende der Broschüre finden sich ein Rückumschlag sowie eine Karte zum Auffalten, in deren Inneren man das Storyboard für den neuen Werbefilm skizzieren sollte. Nebenbei möchte BMW hier auch noch wissen, welches Auto der Teilnehmer aktuell fährt.

Das Vorbild wurde von Wiking gut getroffen und durchaus recht filigran umgesetzt. Die typische Niere war ebenso eingesetzt, wie die umlaufende Stoßleiste. Dazu gab es detaillierte Felgen und eine zweifarbige Inneneinrichtung. Die Blinker waren farblich abgesetzt.

In den Frontscheinwerfern hatte man sogar die vier Scheinwerfer nachempfunden, so dass das charakteristische 4-Augen-Gesicht entsteht, das wohl jeder schon des öfteren im Rückspiegel gesehen hat ;-)

Wie hoch die "Limitierte Auflage" war weiß ich leider nicht. Allerdings wurde das gleiche Modell noch für zwei weitere Werbepackungen genutzt. Hier gut zu sehen die zweifarbige Inneneinrichtung, bei der das Armaturenbrett mit dem Lenkrad eine andere Farbe bekam als die Sitze. Eine durchaus realistische Umsetzung, da das Armaturenbrett meist einfach aus schwarzem Kunststoff besteht.

Sucht bei bei youtube nach Werbespots für dieses Vorbild, findet man verschiedene Videos:

Falls die beiden letzten wirklich von 1994 sind, wären sie vor diesem Wettbewerb entstanden. Ob die anderen daraus hervorgegangen sind, weiß ich nicht. Sie betonen jedenfalls die auch im Prospekt beworbene Wendigkeit und Sicherheit des neuen 3ers. Angesichts der Menge der bei ebay angebotenen vollständigen Filmdosen, frage ich mich aber, ob überhaupt jemand das beigelegte Formular für die Teilnahme genutzt hat. 


Angesichts der offenbar recht hohen Auflage und vergleichsweise geringen Nachfrage, bleibt diese Packung ohne besonderen Sammlerwert, ist aber trotzdem eine interessante und kreative Kuriosität.

Samstag, 18. November 2017

Wiking-Modelle und ihr Gegenwert in Geld

Wiking-Modelle und Geld sind zwei Dinge, die sich kaum trennen lassen. Schließlich werden sie üblicherweise gekauft und verkauft und manch einer mag seine Sammlung auch als Wertanlage sehen, da er die Katalogpreise zusammengerechnet hat. Auch früher war schon eine wichtige Frage "Wieviel Wiking bekomme ich für mein Taschengeld?". Schließlich war die Wunschliste immer länger als es das Budget zuließ und jedes Jahr kam eine neue Bildpreisliste und erweiterte die Wunschliste.
In diesem Beitrag stelle ich ein paar Modelle dem Geld gegenüber, dass man für sie auf den Tisch legen musste. Ich habe versucht möglichst zeitgenössische Münzen zu nutzen, oder zumindest welche der gleichen Generation, manchmal musste ich allerdings auf neuere zurückgreifen.

Den Anfang macht ein Verkehrsmodell-Prospekt von 1938. Der Verkehrspolizist und der Motorradfahrer sind mit 15 Reichspfennig recht günstig, mit Beiwagen sind es gleich 10 Reichspfennig mehr. Die Volksgenossen kosten fast soviel wie die drei anderen zusammen, ein recht hoher Preis, für den man auch einzelne größere Fahrzeuge bekommen hätte.
Bei den Münzen handelt es sich um Reichspfennige bzw. ihnen gleichwertige Rentenpfennige, aus der Weimarer Republik, die im Dritten Reich ebenso gültig waren, wie die ab 1936 neu gestalteten Reichspfennige mit dem Reichsadler, von denen hier zwei zu sehen sind (mit der großen Zahl).

Gehen wir neun Jahre weiter, gilt noch immer die gleiche Währung, allerdings hatte sich das Material der Münzen geändert. Kriegsbedingt wurden sie nun aus Zink gefertigt, hier die grauen Münzen zu 5 und 10 Reichspfennig. Die Modelle im Vordergrund stehen auf einer Lohnliste von 1947, die zeigt, wie viel Heimarbeiter für das Feilen und Malen an diesen Modellen bekamen. Das Feilen des LKW und des Anhängers bringen je 5 Reichspfennig, beim Sportwagen sind es 3 Reichspfennig. Für 10 Reichspfennig muss der Jeep sowohl gefeilt als auch bemalt werden (ja, der Jeep ist zu neu...).
Für das Feilen und teilweise Bemalen dieser vier Modelle bekam ein Heimarbeiter also 25 Reichspfennig. Verkauft wurden sie laut der Preisliste von 1948 dann zusammen für die 2 RM, die zwischen ihnen liegen. Die beiden Modelle im Hintergrund gab es erst ab 1948 und kosteten mit 2,20 RM dann sogar mehr als die vier im Vordergrund.
Reich wurde man mit dem Bearbeiten von Wiking-Modellen sicherlich nicht, aber immerhin brachte es ein Einkommen. Vier LKW-Gespanne zu feilen reichte theoretisch für ein Brot, so man denn eines für diesen Preis fand.

Angesichts der wirtschaftlichen Lage in Deutschland, schien ein Export für Wiking lukrativer zu sein. 1948 bot Wiking Schiffe, Verkehrsmodelle und die großen Life-Models für den Export in die USA an. Fünf Modellen sind hier die notwendigen 30 Dollar-Cent gegenüber gestellt. Aus der "T3 Limousine", die den Horch meint, ist hier ein "Normal car" geworden. Was könnte wohl mit der auffallend teuren "Garage" gemeint sein?

Der Vergleich dreier mit 1948 datierter Exportlisten zeigt nicht nur mehrfache Preiskorrekturen, sondern auch weitere interessante Veränderungen. Die "Garage" ist wieder verschwunden und macht 10 Verkehrszeichen Platz. Welche sind das gewesen?
Die Personen sind nun auffällig günstig geworden und bei TG 1 hat sich ein Fehler eingeschlichen, statt "Trailer" steht dort nun "Tractor". Der Radfahrer wird konsequent falsch "Cyklist" (statt Cyclist) geschrieben, vielleicht hat sich Peltzer hier durch die dänische Schreibweise verwirren lassen.
Am interessantesten ist aber, dass unter T3 nun "Normal Car (Ford)" steht. Dies ist nicht nur ein weiterer Hinweis, dass es sich bei der "Limousine (USA-Typ)" tatsächlich um einen 1949er Ford handelt, auch musste der Horch hier seine Katalognummer für den Export an das neue Modell abtreten, während sie ansonsten parallel als T3 und T3a angeboten wurden.

Da die Preise hier sowohl in US-Dollar als auch in britischen Shilling aufgelistet sind, dürfen auch diese hier nicht fehlen. Aus heutiger Sicht verwirrend ist das damals (bis 1971) in England genutzte karolingische Münzsystem (12 Pence = 1 Shilling, 20 Shillings = 1 Pfund), wodurch das Zusammenrechnen der in Shilling und Pence angegebenen Preise etwas mühsam ist. Noch dazu ist die größte der gezeigten Münzen am wenigsten wert, nämlich nur einen Penny. Die spinnen die Briten ;-)
Alle gezeigten Modelle konnten zusammen entweder für 47 Dollar-Cent oder für 2 Shilling und 8 Pence erworben werden. Ich habe mich also natürlich verrechnet, auf dem Foto liegen 6 Pence zuviel...

Einige Jahre später wird auch das Geld wieder etwas vertrauter. Die beiden hier gezeigten Modelle gab es 1965 für 2 DM bzw. 1,80 DM. Durchaus eine Menge Geld, wenn man bedenkt, dass man für 1,80 DM damals auch drei DKW Limousinen oder für 2 DM gleich vier der Formel-Rennwagen bekommen konnte.

Betrachten wir es mal von der anderen Seite, steht eine schwere Entscheidung an. Auf die Frage "Welches Zubehör bekomme ich für 50 Pfennig Taschengeld?" stellte der Verkäufer 1965 z.B. diese Modelle auf den Tisch. Wofür möchte man das Geld nun ausgeben? Fünf Polizisten sind schon schön, oder doch 20 Ladegutteile? Ich glaube ich hätte mich damals für die Polizisten entschieden, aber hätte sehr lange überlegen müssen. Oder wäre ein Formel-Rennwagen doch besser als Zubehör?
(Natürlich hätte das Zubehör teils als Bastelpackung vorgelegen, aber so sah es besser aus ;-))

15 Jahre später waren die Preise dann schon deutlich andere. Wollte man 1980 ein Modell aus dieser Schachtel haben, waren 2,20 DM dafür fällig. Ärgerlich, wenn dann bereits auf dem Heimweg der Stern abbrach, der viel zu filigran geraten war.

Da die Importeure natürlich auch etwas verdienen wollten, waren Wiking-Modelle in den USA gerne mal etwas teurer. Diesen frühen Golf I konnte man bei Con-Cor für $1,79 erwerben. 1948 hätte man für diesen Preis das komplette Traffic Models Programm kaufen können und hätte noch etwas übrig gehabt. Deutliche Preissteigerungen aufgrund der Inflation gab es also auf beiden Seiten des Atlantiks.

Ebenfalls eine bemerkenswerte Inflation gab es in Italien, wo die Preise für ein Wiking-Modell bei Rivarossi bereits Ende der 1950er dreistellig waren. Für die abgebildeten 110 bzw. 135 Lire gab es je einen PKW, für größere Modelle musste jedoch das bis zu 6-fache gezahlt werden.