Meine Wikinger

Sonntag, 19. Juni 2011

"Die Stunde Null, Ende und Neuanfang"

Bereits seit ein paar Jahren gibt es von Wiking immer wieder mehr oder weniger sinnvoll zusammengestellte Sets, in denen häufig alte Formen wiederverwendet werden, z.B. die Wirtschaftswunderjahre-Serie, die Wiking-Meilensteine und weitere. Die Idee selber ein Set zu gestalten war schon länger da, virtuell gab es da ja auch schon mal eines ;)
Virtuelles Set, erstellt 2006 nach einer Idee im alten Wiking-Forum
Bisher fehlte aber eine überflüssige Schachtel und ich wusste nicht wie ich den Einleger selber herstellen sollte. Bei einem Sammlertreffen in Porta Westfalica bekam ich aus einer Restekiste ein unvollständiges Set "Die Wirtschaftswunderjahre - auf deutschen Bauhöfen". Die Schachtel war nun da und mangels besserer Ideen nahm ich für den Einleger Schaumstoff, wie Wiking dies früher bei Werbe- oder Geschenkpackungen getan hatte. Mit einem Skalpell ließen sich die Aussparungen für die Modelle herausschneiden. Die "Bedruckung" wurde mit Word erstellt und das Papier mit Magic Charts an der Schachtel fixiert, dadurch lässt es sich leicht entfernen und ggf. ersetzen.
Zum 66. Jahrestag des Kriegsendes in Europa häuften sich Ende April /Anfang Mai die Dokumentationen dazu im Fernsehen und es entstand die Idee daraus eine Schachtel zu gestalten. Leider wurde sie nicht mehr rechtzeitig fertig um sie zeitgerecht hier im Blog zu präsentieren, daher nahm ich dieses "Handmuster" im Mai mit zu einem Sammlertreffen in Wiesbaden.
Ich habe versucht die Packung so realistisch wie möglich zu gestalten, Gestaltung, Schriftart (Times New Roman bzw. Reporter) und Formulierungen orientieren sich möglichst genau an den originalen Wiking-Schachteln. Die Packung heißt "DIE STUNDE NULL / Ende und Neuanfang..." und zeigt die damalige Zeit aus Wiking-Sicht. Sie enthält je einen Vertreter der drei Bereiche aus der (Vor-)Kriegsproduktion (Heer, Schiffe, Flugzeuge), einen Steckkamm als Übergang und Vertreter der unmittelbaren Nachkriegsproduktion, sowie drei Drahtachser (Jeep, Käfer, MB Diesel) aus den Anfängen der Verkehrsmodelle als Vertreter des Neuanfangs.
Auf dem Titel ist, neben dem Titel und der üblichen Formulierung unter dem Bild, eine Montage eines schwarz-weiß Fotos, das ein Wrack vor dem Brandenburger Tor zu Kriegsende zeigt, sowie ein Farbbild von Trümmerfrauen bei Aufräumarbeiten, jeweils stellvertretend für Ende und Neuanfang.

Auf der Innenseite des Deckels folgt der übliche Erläuterungstext zum Hintergrund der Packung und wie dies mit Wiking zusammenhängt. Dazu noch eine Abbildung eines sehr frühen Nachkriegsprospektes von Wiking.
Die Modelle sind in ausgeschnittene Aussparungen eingesetzt. Die Packung ist in drei Teile geteilt, links (Vor-)Krieg, dann der Übergang, rechts die Nachkriegszeit.

Auf der Rückseite sind wie bei allen diesen Packungen die enthaltenen Modelle in Originalgröße einzeln abgebildet und beschriftet. Der Fußbereich stammt von der erwähnten Bauhofpackung.

Ich habe zu dieser Packung einige positive Rückmeldungen und auch eine Bestellungsanfrage erhalten, eine Umsetzung seitens Wiking halte ich jedoch leider für unwahrscheinlich. Es wäre allerdings durchaus interessant, ob die Formen für die verwendeten Modellen noch vorhanden und funktionsfähig sind. Bei den Vorkriegsmodellen ist es zwar unwahrscheinlich, einige (Flugzeug-)Formen wurden allerdings (teils umgebaut) auch nach dem Krieg noch weiter verwendet, möglich wäre es also. Auch die Kämme, Knöpfe usw. könnten noch im Archiv liegen, aber wenn, dann wohl ganz weit hinten. Beim MB Diesel bin ich mir nicht sicher, wurde er zu der vereinfachten Version mit geschlossener Stoßstange umgebaut oder handelt es sich um eine der frühen Bronze-Formen? Diese dürften aufgrund ihrer geringen Haltbarkeit wohl kaum erneut zu verwenden sein. Der Jeep und der Käfer müssten in ihrer jeweils letzten Drahtachser-Version auch noch da sein. Bisher wurde allerdings noch nie ein Drahtachser neu aufgelegt. Ob das an der Montage, den Formen, oder etwas anderem liegt, weißt ich nicht. Das älteste neu aufgelegte Modell dürfte die Ju 52 aus der Tempelhof-Packung sein.
Die enthaltenen Modelle
Bleibt noch die Frage, ob eine solche Packung von Wiking überhaupt gewünscht ist. Möchte man sich mit seiner Geschichte derart auseinander setzen? Möchte man eine Schachtel verkaufen die Militärmodelle des Dritten Reichs enthält? Ich weiß es nicht, aber es wäre auf jeden Fall mal etwas anderes und keine weitere Neuauflagen-Ausführung altbekannter Modelle.
Ich würde sie kaufen! ;-)

Wiking im Ausland: USA Teil 2

Nach dem ersten Teil nun die weiteren Importeure in den USA.

MB Betonmischer in Walther Verpackung
(Bild von hansi100 aus dem alten Wiking-Forum,
hier gesichert, da dieses abgeschaltet wird)

Walthers:
Walthers ist ein Modellbahnhersteller aus Milwaukee, Wisconsin, und wurde 1932 gegründet. Laut eigener Aussage ist Walthers heute der weltweit größte Händler von Modellbahn-Zubehör und vertreibt neben den eigenen mehr als 200.000 Produkte von über 300 verschiedenen Herstellern weltweit. Auch Wiking gehört noch immer dazu.
Leider ist mir nur ein von Walthers in den USA vertriebenes Wiking-Modell bekannt, eine Preisliste liegt nicht vor, daher ist nur bekannt, dass Walthers in den 1980er Jahren Wiking-Modelle importierte. Dabei wurde eine eigene Verpackung genutzt, eine bedruckte Pappe, an die ein Plastikbeutel getackert ist.
Wiking-Sammlern ist Walthers vermutlich eher durch die alte Planierraupe bekannt. Diese wurde, ohne Räumschild, von Walthers in gelb bzw. chromgelb in einem eigenen Set vertrieben. Verpackt in einer bunt gestalteten Stülpschachtel und ausgestattet mit einem Sonnenschirm (liegt zum Ausschneiden bei und wird mittels Stecknadel befestigt) diente sie als 'CAT' (Raupenschlepper) für den Walthers "Circus-Train". Es handelt sich hierbei um ein speziell für Walthers gefertigtes Modell.
Links ein Bild der Packung mit Erläuterung, Schirm zum Ausschneiden, Modell (Stecknadel hinterm Sitz eingesteckt), Seidenpapier und Nassschiebe-Beschriftungen. Laut dem beiliegenden Text dient 'CAT' in den USA als Synonym für die Raupen- und Radschlepper beim Zirkus, da diese häufig von Caterpillar stamm(t)en.


W.R.W. Imports:
W.R.W. Imports aus Denver, Colorado, ist ein reiner Importeur, der Modellspielwaren aus der ganzen Welt in die USA importierte. Mir liegt eine Preisliste  von 1977/78 vor (s.u.), die neben Wiking-Autos (auch in Spur N) noch Modelle von EKO (heute Vertrieb über Walthers, hier scheint es noch die alten Modelle zu geben!), Hasegawa (heute Vertrieb über Faller), EIDAI GRIP, Fujimi und Matchbox anbietet. Es handelt sich hauptsächlich um Militärmodelle in verschiedenen Maßstäben, allerdings sind, wie von Wiking, auch zivile Modelle im Angebot. Wie bei Stevens International werden wieder die Wiking-Bilder zur Illustration verwendet. In der Zeitschrift SCALE MODELER von 1973 wird erwähnt, dass W.R.W. Imports zahlreiche Modelle aus den kommunistischen Ländern im Angebot hat. Auch hier dürfte es sich hauptsächlich um militärische Modelle gehandelt haben.
Heute scheint es diesen Importeur nicht mehr zu geben, über Zeitraum und Verpackung der Wiking-Modelle ist mir nichts bekannt.

Nathan R. Preston & Co:
Als ich begann nach Informationen über diesen Importeur zu suchen, hatte ich wenig Hoffnung viel zu finden. Was mir vorlag war lediglich eine Wiking-Auslands-Bildpreisliste von 1963 der eine Preisliste von Nathan R. Preston & Co beigelegt war. Gestempelt ist beides vom "Pilot Model Shop" in Chicago, diese Listen wurden vor einiger Zeit in beachtlicher Anzahl bei ebay angeboten, nachdem der Verkäufer sie aus den USA ersteigert hatte. Vermutlich wurden sie bei der Auflösung dieses Geschäftes entdeckt, denn bis vor wenigen Jahren hat es noch existiert, scheint nun aber verschwunden zu sein.
Die Recherche per Google ergab, dass Nathan R. Preston es in verschiedenen Rollen zu einer gewissen Bekanntheit gebracht hatte. Außerdem führte sie zu seinem Neffen, dem ich viele der nun folgenden Informationen verdanke.
Vielen Dank an dieser Stelle an Jay W. Preston für diese Informationen!
Special Thanks to Mr. Jay W. Preston for providing these information!
Nathan Robinson Preston (benannt nach Sergeant Nathan Robinson, einem Veteran des Unabhängigkeitskrieges) kam im Zweiten Weltkrieg als amerikanischer Soldat nach Deutschland. Erzählungen zufolge soll er, nur ausgestattet mit einem Jeep inkl. Fahrer sowie einem Maschinengewehr, die Stadt Bamberg quasi im Alleingang erobert/befreit haben. Ob das stimmt lässt sich wohl nicht mehr klären, allerdings dürfte sich die Gegenwehr angesichts des fortgeschrittenen Krieges und der nahenden russischen Truppen in Grenzen gehalten haben, so dass man sich für den Amerikaner als "kleineres Übel" entschied. Preston blieb in Bamberg, anfangs als "Military Governer", dann als "District Commander" der örtlichen US-Streitkräfte und schließlich 1949 bis 1952 als "Resident Officer". Noch heute befindet sich auf dem dortigen US-Stützpunkt eine "Preston Hall", die vermutlich nach ihm benannt ist.

Preisliste von 1963
Nach seiner Entlassung aus der Armee kehrte er in die USA zurück und begann etwa 1956 zusammen mit Leo Winkler deutsche Spielwaren in die USA zu importieren, dazu gehörten u.a. Hermann Teddys und Märklin Modelle. Märklin musste er allerdings bald wieder aufgeben, da er noch nicht groß genug war um als alleiniger Importeur aufzutreten. Ab 1961 begann er sich auf den Modell- und Hobbybereich zu konzentrieren und importierte von Des Plaines, Illinois, aus, hauptsächlich ROKAL TT, sowie dazu noch Wiking (Autos und Schiffe), Faller, VollmerPerm Motoren, Wilesco Dampfmaschinen und Schiffe von Hansa und anderen Herstellern. Damit bot Preston Artikeln an, die ansonsten kaum in den USA zu bekommen waren und teilweise exklusiv von ihm dort vertrieben wurden. Unter dem Namen "NRP Hobbies" bot man bald ein umfangreiches Sortiment im Bereich Modellbahnen und Schiffsmodelle an.
Soweit ich weiß, nutzte "NRP Hobbies" keine eigenen Verpackungen für die Wiking-Modelle, sie trugen allerdings zumindest um 1962 den runden blauen Export-Aufkleber.
Anzeige von 1979/80

Um 1968, als ROKAL die Produktion einstellte, kehrte Preston nach Bamberg zurück, wo er zusammen mit Winkler ein Hobby-Geschäft eröffnete, das außerdem einen Versandservice anbot. Unter dem Namen "NRP Hobbies" inserierten sie jahrelang im "Modellbahn eisenbahn magazin" (s. links von 1979/80). Der Import in die USA wurde mit der Rückkehr nach Deutschland wahrscheinlich eingestellt.
Nathan R. Preston starb am 16.04.1983 im Alter von 67 Jahren in Bamberg, wo er auch begraben liegt.