Meine Wikinger

Samstag, 22. Juni 2013

Modell-Spielwelt, fast wie im Original...

Neben den beiden bisher vorgestellten, eher auf das Spielen fokussierte Welten, folgt nun eine, bei der mehr Wert auf die realistische Wiedergabe der Wirklichkeit gelegt wird. Wie auch bei den Auto- und Eisenbahnmodellen, entwickelte sich mit dem technischen Fortschritt ein immer größerer Unterschied zwischen Spielzeug und Modell. Diese möglichst realistischen, die Wirklichkeit häufig als eine Art idealisierter heilen Welt darstellenden, Modellen waren eher für die Gestaltung einer realistischen Modelleisenbahn gedacht und nicht für den Spielbetrieb auf dem Fußboden. In Ermangelung einer entsprechenden Anlage sind diese Modelle, meist Gebäude, hier auf einem weiteren Lego-Straßenplan angeordnet. Wie man sieht hat er schon etwas gelitten und zeigt deutlich, dass er bereits von zwei Kindern, meinem Vater und mir, bespielt wurde. Da diese realistischen Häuser bei mir nur als Deko für Dioramen dienen, sind sie bunt durchmischt und es finden sich auf diesem Plan Modelle verschiedener Hersteller aus verschiedenen Jahrzehnten.

Ein erster Überblick über den Plan zeigt, dass Autos verschiedener Hersteller verwendet wurden, ähnlich vielfältig ist auch das verwendete Zubehör. Hier sieht man, dass die damaligen Automodelle nicht immer mit dem realistischen Eindruck der Gebäude mithalten können, da sie auch für den Spieleinsatz geeignet sein mussten.

Ich beginne mit einem kleinen Wochenmarkt, auf dem drei Stände aufgebaut sind. Alle drei stammen von Preiser, der linke ist wesentlich neuer und mit seiner Grundplatte ein eigenes Mini-Diorama, die beiden anderen bestehen hauptsächlich aus Holz, der Schirm ist mit Stoff bespannt. Diesen Stand gab es so auch noch mit Holzfigur, bevor Preiser dann 1956 auf Kunststofffiguren umstieg. Im Hintergrund zwei Häuser von WIAD, die schön zeigen, wie mit verschiedenen Anbauten aus Grundformen unterschiedliche Gebäude werden.

Auf dem Parkplatz vor der Kirche von Vau-Pe stehen hier Autos von Wiking, Lego und Eko, die beiden Bäume sind von RS-Modell. An der Kirche sieht man, dass die Fenster mit buntem transparenten Papier hinterklebt sind, zusammen mit der vorbereiteten Beleuchtung sicher ein Blickfang auf der Anlage. Die Glocke ist theoretisch funktionsfähig, allerdings müsste man dafür die gesamte Kirche schütteln ;-).

An diesen beiden recht neuen Häusern sieht man wie detailreich diese Häuser damals ausgestattet wurden, der Aufwand bei der Herstellung muss enorm gewesen sein. Dazwischen ein Ford Comet von Eko, im Vordergrund wieder Wiking-Modelle. Der Ford Comet ist übrigens eigentlich ein Mercury Comet, es verhält sich hier ähnlich wie beim Ford Continental von Wiking, der auch eigentlich ein Lincoln Continental ist. Diese Verwirrung stammt daher, dass der Ford-Konzern lange Zeit seine Modelle unter verschiedenen Marken vertrieben hat, wobei diese Modelle teilweise technisch sehr verwandt waren. Da der Name "Ford" im Ausland wesentlich bekannter war und ist als die einzelnen Marken, ist es nicht weiter verwunderlich, dass diese Modelle als Ford bezeichnet wurden. Der Busch links ist von Faller, wer die reliefartigen Metallbäume im Hintergrund hergestellt hat ist mir leider nicht bekannt.

Die obligatorische Tankstelle ist dieses mal buntgewürfelt und vielleicht etwas unpassend ausgestattet, leider habe ich keine entsprechenden passenden Modelle. Die Tankstelle und das Esso-Schild sind von Lego, Garagen, Hebebühne und der Tankwart natürlich von Wiking, ebenso die Fahrzeuge, mit Ausnahme des grünen Opel Kadett von Eko. Die elegante Limousine links ist ebenso wie die Tankstelle aus einfachem bedrucktem Blech und sozusagen ein Drahtachser. Hersteller ist Georg Fischer aus Nürnberg, während die Tankstelle in der US-amerikanischen Besatzungszone hergestellt wurde, stammt das Auto wohl noch aus der Vorkriegszeit. Im Hintergrund stehen noch zwei Tannen von RS-Modell.

Neben einem Haus von Vau-Pe fahren hier ein Henschel Autotransporter, ein MB 300 SL Flügeltürer, sowie ein Opel Kapitän von Eko vorbei. Ein passendes Vorbild für den Wiking-Autotransport-Auflieger habe ich bisher nicht gefunden, hat da jemand ein Foto von?

Noch ein Bild vom Ford Comet mit Blick auf die Veranda des angrenzenden Wohnhauses von WIAD. Hier nur zu erahnen sind die beweglichen Fensterläden, wohl eine Eigenheit der WIAD-Häuser. Die Verandatür ist offen, die Inneneinrichtung ist detailliert auf der gegenüberliegenden Seite aufgedruckt.

Hier nochmal die beiden alten Marktstände von Preiser, beim rechten fehlt leider eine Figur. Dahinter ein Kiosk von Hoffmann, der auf einem anderen Diorama bereits zu sehen war. Der Baum im Hintergrund stammt wahrscheinlich von Vau-Pe.

Hier nochmal ein Blick auf die drei PKW auf dem Parkplatz, ein DKW, ein MB 220S und ein BMW 700. Schön zu sehen sind die unterschiedlichen Räder, grauer Kunststoff bei Wiking, silbernes Metall bei Lego und schwarzer Kunststoff mit silberner Radkappe bei eko. Als Kontrast zu den recht kräftigen Farben im Vordergrund zwei typische unauffällige unverglaste Wiking-Modelle in gedeckten Farben. Die beiden Bäume sind von RS-Modell, das Parkplatz-Schild von Lego.

Hier nochmal ein näherer Blick auf die beiden Tankstellen. Die Lego-Zapfsäulen haben keinen Zapfhahn, bei der Blech-Variante ist dieser sogar beweglich, vielleicht soll mit dem eingesetzten Draht aber auch ein manueller Pumphebel dargestellt werden. Beiden Tankstellen gemein ist, dass Esso-Treibstoff angeboten wird.

Lego hatte mit dem Rundhauber als Drehleiter ein Modell im Angebot, dass Wiking leider nicht hatte, die Teile dafür wären vorhanden, vielleicht lässt es sich als Umbau realisieren. Der Opel vor ihm stammt wieder von eko aus Spanien. Hinten ein Haus von RS-Modell, davor eines von Vau-Pe. Bei beiden handelt es sich um recht frühe Modelle, die noch fast vollständig ohne Kunststoff auskommen und komplett in Holz-Pappe-Grießputz-Bauweise entstanden sind.

An diesem Haus sieht man gut, wie die Seitenwände unterm Putz miteinander verzahnt wurden um eine bessere Stabilität zu erreichen. Außerdem sieht man hier die typische Putzstruktur, die bei späteren Kunststoffmodellen wesentlich feiner, aber auch nicht unbedingt realistischer dargestellt wurde. Ein großer Vorteil dieser alten Bauweise ist sicherlich, dass es keinen störenden Kunststoffglanz gibt, den man erst durch Bemalung abdecken müsste. Das Eko-Modell im Vordergrund ist ein Simca 1000.

Zum Abschluss die andere Kreuzung mit einer internationalen Begegnung, Wiking-Transporte trifft Lego-Transporte. Auch wenn es zwischen Wiking- und Lego-Modellen technisch einige Unterschiede gibt, die Gestaltung ist ähnlich. Daher lassen sich die Modelle auch gut kombinieren, wie hier zu sehen ist: LKW, Ampel und Verkehrsschilder von Wiking, LKW, Straßenplan und Tankstelle von Lego.

Samstag, 15. Juni 2013

Wiking-Spielwelt: Reduced to the max

Der aus der Smart-Werbung entliehene Slogan im Titel passt recht gut zur Wiking-Spielwelt. Schlicht, simpel und reduziert auf das Wesentliche, dabei aber mit hohem Wiedererkennungs- und Spielwert.
Bereits recht früh bot Wiking (ähnlich wie Lego) eine komplette in sich stimmige Spielwelt an, in der alles Wesentliche enthalten war. Diese Kombination aus Straßenplan, Häusern, Autos und Zubehör ermöglicht die schönen Dioramen, die von Sammlern gerne mal zusammen gestellt werden. Von den hier gezeigten ist die Wiking-Spielwelt die zweite, die hier vorgestellt werden soll. (Bilder anklicken zum Vergrößern)
Aufgebaut wurde dieses Diorama auf dem Straßenplan I als Nachdruck von die-wikingsammler. Bei den Häusern handelt es sich um private Nachbauten der dazugehörigen Häuser, die zur besseren Stabilität komplett mit Holz gefüllt wurden. Alle weiteren Teile sind original von Wiking. Wie auch auf dem bereits gezeigten Lego-Straßenplan findet sich hier alles wichtige, eine große Straße mit großer Kreuzung, Nebenstraßen, Einbahnstraßen, eine Tankstelle, ein Parkplatz, dazu noch eine Straßenbahn. Im Gegensatz zu den starr an der Größe der Grundplatten orientierten Flächen des Lego-Plans sind diese hier durch individuelle Gebäude abwechslungsreicher gestaltet. Allerdings schränkt dies auch die Flexibilität erheblich ein, die Gebäude können kaum anders aufgebaut werden. Bei Wiking steht der Straßenverkehr im Vordergrund, nicht so sehr das Schaffen einer eigenen individuellen Welt, wie dies bei Lego der Fall ist.

Der Blick auf die Hauptstraße dürfte den meisten Lesern bekannt sein. Etwas irritierend finde ich immer den Bogen den die Schienen an der Drehampel machen müssen. Grund ist diese zwar spielfreundliche aber wohl völlig vorbildfreie Lösung, eine Ampel mit wechselnden Farben zu bieten, die nicht ständig umkippt. Angesichts der ansonsten von Wiking gewohnten Vorbildtreue schon recht erstaunlich.

Beachtlich ist der hier vorgesehene Fahrradweg, waren Fahrräder doch nur eines von vielen Zubehörteilen und solche Fahrradwege im Original auch wohl eher selten. Fahrräder an sich waren allerdings in der Nachkriegszeit ein durchaus bedeutender Teil des Straßenverkehrs. So mancher Fahrradfahrer hätte sich damals wohl gerne einen solchen Schutzraum gewünscht, wenn wie hier ein schwerer Lastzug auf der Straße vorbeizieht. Der orangerote Pullmann-Bus rechts hatte leider hinten mal einen Drahtzughaken warm eingesetzt. Vermutlich wollte da jemand den passenden Bus-Anhänger anhängen und hatte vom Bus dummerweise nur die Variante ohne Zughaken. Also wurde ein ein passender Draht zurecht gebogen, über einer Kerze erhitzt und in das Plastik gedrückt. Eine typische Spur des früheren Lebens als Spielzeug.

Die große Kreuzung ist auf dem Straßenplan sehr dominant und bildet eine große freie Fläche. Auf beiden Straßen ist Platz für vier Spuren, dazu kommt noch die Straßenbahn. In der Mitte hier die olivgrüne Drehampel, angeblich wurde sie nur in den Schulsätzen verwendet. Das würde erklären warum sie seltener ist als die lichtgraue Variante. Unklar für mich ist allerdings warum überhaupt diese Farbe gewählt wurde, hatten Ampeln damals diese Farbe?

Auf der Hauptstraße fährt ein Löschzug an der Tankstelle vorbei, die auf der Verkehrsinsel wartenden Passanten würden sich wohl gerne die Ohren zuhalten. Die Kombination aus der Sirene, der Straßenbahn, den Motorrädern und den LKW auf der anderen Seite dürfte sehr laut sein.

Kleine Szene am Rande, hoffentlich bleiben diese beiden Mädchen auf dem Fußweg stehen und warten, bis der MB L3500 Muldenkipper vorbei gefahren ist. Links kommen gerade Mutter und Bruder des vorderen Mädchens ins Bild, könnten aber wohl nicht mehr eingreifen. Mit solchen kleinen Szenen, dargestellt mit Wiking-Modellen, kann man viele Gefahren des Straßenverkehrs anschaulich erklären.

Zwei Zubehörteile, die eigentlich kaum einen Nutz- oder Spielwert haben, aber das Stadtbild ganz nett beleben, sind der Fahrradständer und die Litfaßsäule. Ich stelle den Fahrradständer fast immer an diese Stelle, einen vorgesehenen Platz hat er im Gegensatz zur Litfaßsäule nicht. Daneben auf dem Parkplatz ein typische Vertreter der automobilen Nachkriegszeit. Mercedes 300, BMW 501 und Opel Kapitän sind zwar schöne Fahrzeuge, waren damals aber, als Vertreter der automobilen Oberklasse, doch eher selten auf der Straße zu sehen. Stattdessen gab es viele Klein- und Kleinstwagen wie diesen Lloyd, vier Räder und ein Dach über dem Kopf waren damals für viele schon völlig ausreichend.

Die Tankstelle mit Dach ist das einzige Kunststoff-Gebäude auf diesem Straßenplan und damit eine Gelegenheit einen kleinen Farbakzent zu setzen. Hier mal nicht die rot-weiße Variante, sondern meine einzige blau-gelbe, sogar mit passendem Tankwart. Der Opel Kapitän davor ist etwas blass geraten, ob es damals wohl wirklich den Kapitän in hellblau gab? Im Vordergrund ein MB L3500 Leiterwagen mit Porzellanrädern, warum damals zeitweise diese hellen und damit völlig unrealistischen Räder verwendet wurden, weiß ich nicht. Auch der Kunststoff scheint bei diesen glatten Rädern (gab es auch dunkel) ein anderer zu sein als bei den profilierten.

In der einzige Kurve auf dem sonst ziemlich rechtwinkligen Plan scheint sich dieser Motorradfahrer sogar etwas schräg legen. Zu schnell sollte er dabei allerdings möglichst nicht fahren, schließlich gibt es hier einen extra Fußgängerüberweg, um vom Parkplatz zum Cafe zu kommen. Schwere LKW dürfen hier auch nicht hinein, das Schild mit der Beschränkung auf 5,5t entspricht dem Beispiel für Schild 262 in der StVO. Warum es ausgerechnet dieser krumme Wert ist, ist mir nicht bekannt.

Am Ende dieser kleinen Kurve trifft man wieder auf die Hauptstraße, auf der reger Verkehr herrscht. Das damalige Stoppschild (bis 1971) sichert diese Einmündung ab. Gerade fährt ein (Kühl-)Sattelzug mit White-Zugmaschine vorbei, die Beschriftung zeigt deutlich was hier transportiert wird. Ab 1950 wurde diese Werbung auf Wiking-Modellen verwendet, mit stilisiertem Fisch findet sie sich bis 1980 noch auf dem MB 2223, bevor bei diesem das Angebot mit "Deutsche See" auf weitere Meerestiere ausgeweitet wird. Weitere zwei Jahre ist noch die englische Variante "Seefood" mit dem stilisierten Fisch über der Wellenlinie unterwegs, dann allerdings in Farbumkehr.

Hier ist einmal der ganze Löschzug zu sehen, angeführt von einem VW T1 der Verkehrspolizei (warum gab es eigentlich keine andere Polizei-Version?), dahinter folgen ein VW T1 der Feuerwehr, sowie zwei MB L3500, einmal als Spritzenwagen, einmal als Leiterwagen. Hier sieht man auf einem Bild drei verschiedene Blaulicht-Varianten. Einmal das aufgesetzte Rundumlicht, die Blaulichtleiste und das nach vorne gerichtete Blaulicht auf der Motorhaube. Der schwer beladene blaue LKW ist extra etwas zur Seite gefahren, damit die Einsatzfahrzeuge in die Kreuzung einfahren können. Ob es wohl Zufall ist, dass fünf große Kisten etwas versetzt exakt auf die Standardpritsche passen?

Unbeeindruckt von den Einsatzfahrzeugen überqueren eine junge Familie und ein Zeitungsleser den Zebrastreifen. Angesichts des Einsatzes der Modelle als Lehrmittel für den Straßenverkehr scheint der Zeitungsleser unpassend, aber vielleicht wurde er damals ja gerne mal als schlechtes Beispiel genutzt. Derart abgelenkt sollte man jedenfalls auch als Fußgänger nicht am Straßenverkehr teilnehmen. Heutzutage würde man ihn stattdessen vermutlich mit Kopfhörern darstellen, für einen "zu Fuß Gehenden" (seit 1.April 2013 gibt es im deutschen Straßenverkehr ja offiziell keine Fußgänger mehr..., ein herrlicher Aprilscherz, wenn er nicht leider wahr wäre...) im Straßenverkehr vielleicht sogar noch gefährlicher.

Zum Abschluss noch zwei Fahrzeuge, die sich zwar in ihren Umrissen ähneln, aber doch sehr unterschiedlich sind. Links der MB O6600, rechts ein VW T1, hier als Transporter. Beides recht robuste Modelle, bei denen, auch aufgrund der recht großen Materialstärke und fehlender hervorstehender Teile, eher selten Abbrüche zu sehen sind. Die Silberung des Busses ist dafür umso empfindlicher, für den optischen Eindruck des Modells aber sehr wichtig, ansonsten wäre er ganz einfarbig zu langweilig.