Meine Wikinger

Donnerstag, 2. Mai 2013

Plastik-Spielwelt oder "Alles so schön bunt hier..."

Hier nun zur ersten der in diesem Beitrag kurz gezeigten Spielwelten, die bunte Welt des einfachen Plastik-Spielzeugs. Verwendet wurden hier solche Teile, die mehr als Spielzeug, denn als Modell zu betrachten sind. Die Farben sind intensiv und unnatürlich, die Modelle einfach und stilisiert. Mit dabei sind allerdings auch Modelle, die farblich und von der Machart her dazu passen, aber durchaus einen höheren Anspruch haben. Insgesamt also eine in vielerlei Hinsicht bunte Mischung verschiedener Hersteller, Länder und Philosophien.
(Bilder anklicken zum Vergrößern!)
Zu Anfang erstmal ein Überblick über den Lego-Plan. Dieser ist aus stabiler Presspappe mit Metall-verstärkten Ecken und ist in der Mitte faltbar. Anders als beim Wiking-Straßenplan ist hier also keine feste Unterlage notwendig, die Aufbewahrung ist einfach. Wie man sieht ist er etwas kleiner als der Wiking-Plan darüber. Die wichtigsten Elemente des Planes sind zwei Kreuzungen, eine Tankstelle, ein paar kleinere Straßen und ein Parkplatz.Wofür der kleine gebogene Weg oben in der Mitte gedacht ist, weiß ich nicht, er bietet aber diverse Gestaltungsmöglichkeiten. Leider passen die Übergänge zum Wiking-Plan nicht so gut, aber das lässt sich verschmerzen. Die Wiking-Papphäuser passen allerdings erstaunlich gut auf die vorgesehenen Bauflächen.

Bei Wiking nie dabei, aber eigentlich ein wichtiger Bestandteil eines jeden Dorfes und auch auf vielen Modellbahnen vertreten, ist die Kirche. Hier kommt sie von Hoffmann aus Österreich, von dort kommen auch die gelben Zäune davor. Diese Modelle kommen, wie auch die anderen Häuser von Hoffmann auf dieser Platte aus dem Set "Der kleine Städtebauer". Neben der Kirche steht ein Baum von Siku, wie auch die Bäume von Hoffmann und Lego sehr flach als Relief gestaltet. Der Kunststoff ist weißlich, der Baum daher komplett dreifarbig bemalt. Der VW T1 und der Bedford-LKW sind von Lego (Dänemark), die Ladung des LKW von Siku. Wie auch beim Baum fällt der größere Maßstab hier nicht auf. Dem Bedford fehlt die Esso-Beschriftung, wie sie auf einem anderen Bild noch zu sehen ist. Abgesehen davon und einem abgebrochenen Zughaken hat er sich gut gehalten, wenn man bedenkt, dass er mit meinem Vater und mir nun bereits zwei Kinder hinter sich hat. Er ist allerdings auch das einzige Modell, das uns beide überstanden hat...
Hinter der Kirche ist ein Bedford-Abschleppwagen von Pilot mit einer Kopie (Hersteller unbekannt) des Drahtachser-Porsche von Wiking, vorne nicht mehr im Bild ein roter Pickup, ebenfalls von Pilot. Auf dem Übersichtsbild sind diese zu erkennen. Im Hintergrund noch eine angedeutete Baustelle mit zwei Umleitungs-Schilder von Siku, die Verkehrshütchen stammen aus der DDR.

Hier nun ein Blick auf die kleinen Siedlungshäuser in den Wohnstraßen. Das gelbe Haus rechts außen, sowie die beiden blau bedeckten äußeren in der hinteren Reihe sind von Faller, die anderen vier von Hoffmann. Bis auf ein paar Detailunterschiede bei den Dachpfannen, dem Rasen und der Bodenprägung sind sie quasi identisch. Sehr ähnliche Häuser in noch grelleren Farben gab es auch noch aus Hongkong. Diese wurden in Sets u.a. bei Woolworth verkauft. Bei den Faller-Häusern handelt es sich wohl um die Weiterentwicklung der Hoffmann-Häuser, nachdem Hoffmann in den 1960er-Jahren von Faller übernommen wurde.
Die Bäume zwischen den Häusern sind ebenfalls von Hoffmann, die beiden Verkehrszeichen rechts vorne von Lego. Auch die Mopedfahrerin ist von Lego, vor ihr ein Pickup von KoHo (Koch & Hofmockel) mit dem wohl recht seltenen Anhänger. Interessant ist hierbei, dass der Pickup eine Zugöse aufweist, in die der nach oben zeigende Dorn der starren Deichsel gesteckt wird, also ein völlig anderen Prinzip als bei Wiking oder Lego.

Wie man hier sieht gibt es von den Siedlungshäusern verschiedene Varianten, mal mit Holzverkleidung am Giebel, mal mit zusätzlichem Fenster, außerdem ist die Tür mal ein der Stirn- und mal an der Längsseite des Gebäudes. Davor ein Massey-Harris-Trecker von Lesney (England) aus Metall mit einem Anhänger von IGES (DDR) aus Bakelit. Auffallend ist hier die große Materialstärke, die wohl am verwendeten Kunststoff liegt. Zu den weiteren Modellen im Hintergrund komme ich später.

Nun ein Blick auf die rechte der beiden großen Kreuzungen. Geregelt wird sie durch eine Siku-Ampel, auch die beiden blauen Verkehrsschilder sind von Siku. Das HALT-Schild ist von Lego, das Schild im Vordergrund von Hoffmann, ebenso alle hier gezeigten Bäume. Oben sieht man einen MB-LKW von Märklin, anfangs Teil eines durchaus interessanten und ansprechenden Modellprogramms, später noch als Ladegut auf Märklin-Waggons verwendet. Beladen ist er mit Kisten von Siku. Die drei VW T1 stammen von Jean (Jean Höfler) und gehören zu einem Set mit sechs T1 (Bus, Kasten, Pritsche, Pritsche mit Plane, Bus mit Blaulicht, Bus mit Blaulicht und Dachaufbau), das mit aber nicht vorliegt.

An der anderen großen Kreuzung finden sich zwei weitere T1 von Jean, dieser ist auch Hersteller der beiden Bungalows links oben. Rechts oben findet sich zwei Besucher aus der DDR, ein IFA-LKW und ein Skoda Oktavia, beide von ESPEWE (DDR). Der Hersteller der beiden Drahtachser-Käfer oben und in der Mitte ist unbekannt, es handelt sich um eine zeitgenössische und sehr ähnliche Kopie der Wiking-Käfer. Dazu gibt es oben links noch einen weiteren KoHo-Pickup, diesmal original ohne Zugöse und blau-weiß melliert.

Auch diese beiden Häuser, stammen, wie auch die angrenzende Kirche, von Jean, offenbar ein sehr vielfältiger Hersteller. Sie sind in vielerlei Hinsicht interessant, das Material ist ein Weichplastik, neigt aber leider sehr zu Verfärbungen. Alle Teile sind nur gesteckt, die Fenster werden von oben eingesetzt, entsprechende Aussparungen sind vorhanden. Dazwischen steht eine KoHo-Interpretation der US-Limousine, wie sie auch Wiking im Angebot hatte. Die Zäune, die Tannen im Vordergrund und auch die Hecke hinter den Häusern sind von Hoffmann, wobei die Hecken auffälligerweise nicht komplett aus Plastik sind, wie der Rest der Hoffmann-Modelle. Die beiden dreidimensionalen Tannen sind von Faller.

Nun zu einem immer wieder sehr präsenten Thema, der Tankstelle. Sowohl die überdachte als auch die kleine Variante dürfte Wiking-Sammlern bekannt vorkommen. Bei der großen Tankstelle handelt es sich um die Hoffmann-Kopie der verglasten Wiking-Tankstelle, allerdings sind die Zapfsäulen abweichend gestaltet. Interessanterweise findet sich auf der Schachtel des kleinen Städtebauers von Hoffmann zwischen den Hoffmann Häusern das Wiking-Original der Tankstelle, enthalten war aber diese Kopie. Daneben drei farbenfrohe Nachspritzungen (aus neuerer Zeit) aus Pilot-Formen, auch hier weichen die Zapfsäulen von der Wiking-Variante ab, der Rest ist zumindest sehr ähnlich, wenn nicht gar identisch. Im Vordergrund ein MB 300 Adenauer Cabrio von KoHo, an der großen Tankstelle ein Bedford von Lego, noch mit der Beschriftung, rechts hinten mit den blauen Rädern ein DKW eines unbekannten Herstellers. Der Tankwart ist eine Margarine-Sammelfigur, leider gibt es für diese Spielwelt kaum Figuren.

Auf diesem Parkplatz stehen die bereits erwähnte Kopie des Drahtachser-Käfers, der MB von KoHo, diesmal mit schwarzen Rädern, sowie erneut eine US-Limousine von Koho in einer ähnlichen Mellierung wie der oben gezeigte Pickup. Die blauen Verkehrszeichen sind von Siku, die anderen von Hoffmann. Während sie bei Siku einteilig farbig gespritzt und das "P" aufgedruckt ist, sind die Schilder von Hoffmann ähnlich wie die von Wiking-konstruiert, mit separatem Sockel und einem Aufkleber. Die Schilder von Lego haben ebenfalls einen separaten Sockel, sind allerdings bedruckt. Auch der Baum ist hier wieder von Hoffmann.

In dieser Siedlungsstraße fahren ein Käfer des unbekannten Herstellers von dem auch der DKW an der Tankstelle stammt, davor fährt ein Ford 12M von Märklin, wie auch bereits der passende LKW ein ehemaliges Ladegut. Ganz am Ende ist noch ein weiterer der Drahtachser-Käfer zu sehen.

Von dieser Seite aus sind die eben erwähnten Modelle besser zu erkennen. Auf diesem Bild sieht man gut, zu welchen kreativen Farbgebungen es bei diesen Modellen kommt. Während die Farbe des Käfers noch Richtung hautfarben geht, sind die Kisten auf dem blau-roten Transporter rosa-transparent (Siku), das Haus (Faller) dahinter hat rosa Wände, ein blaues Dach mit passenden Fenstern, die Fensterläden sind jedoch rot bemalt. Derartige Farben und Zusammenstellungen ist man eigentlich höchstens aus England gewohnt. Außerdem auf diesem Bild, Verkehrzeichen von Siku, Lego und Hoffmann.

Der Blick die Hauptstraße entlang zeigt nochmal die beiden Modelle aus der DDR, sowie weiter hinten einen Möbelwagen von Lego. Bemerkenswert am IFA-LKW von ESPEWE ist, dass nicht nur die Hecktüren, sondern auch die seitliche Tür des Koffers zu öffnen sind. Zeitlich ist das Modell glaube ich zu neu für dieses Diorama, farblich und gestalterisch passt es aber recht gut.

Auch die Kirche von Jean ist so gestaltet wie die Häuser dahinter, Alles was nicht Teil der Wände ist, ist als extra Teil angesetzt, pro Wand ist das jeweils nur ein weiteres Teil, alle Seitenfenster hängen zusammen. Leider ist das Turmdach hier schief aufgesetzt, es wird einfach von oben auf den Turm gesteckt. Rechts noch ein VW T1 und ein Bedford von Lego, diesmal noch mit der Esso-Beschriftung.

Abschließend noch ein weiterer Blick auf die Hauptstraße mit dem Möbelwagen und der Mopedfahrerin von Lego. Während die anderen gezeigten Bedford die vorderen Blinker unterhalb der Scheinwerfer hatten, sitzen sie hier seitlich im Kotflügel. Welche Variante älter ist, oder ob es zwei parallele Formen gab, ist mir nicht bekannt.
Ich hoffe der Ausflug in die bunte Welt des einfachen Plastik-Spielzeugs hat gefallen, über Kommentare, weitere Informationen oder Korrekturen würde ich mich freuen.

3 Kommentare:

  1. Hallo Carsten,

    der Massey-Harris-Trecker von Lesney sieht dem drahtachser Trecker von Wiking sehr ähnlich. Weißt du, aus welchem Jahr dein Modell stammt?

    Gruß
    Axel

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    1. Hallo Axel,

      das Modell gab es ab 1954, Massey-Harris ist allerdings bereits 1953 mit Harry Ferguson zu Massey-Ferguson fusioniert. Das Vorbild dürfte also älter sein. Die Datenbank bezeichnet den Drahtachser-Trecker als McCormick Farmall. Der Grill ist bei beiden ähnlich.

      Gruß,
      Carsten

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  2. Hallo Carsten,
    ja, die Bezeichnung in der Datenbank habe ich auch gesehen. Aber den zweifele ich auch an, passt von den Vorderrädern nicht so ganz.

    Gruß
    Axel

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